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Nachruf  

Stud.-Prof. i. R. Dr. rer. nat. Erich Baumgartner

Das Mathematische Institut der Heinrich-Heine-Universität trauert um Dr. Erich Baumgartner, der bis zu seiner Pensionierung 2006  bei uns als Studienprofessor war und am 7. Oktober 2022 verstorben ist.

Erich Baumgartner wurde am 3. Juli 1941 in Würzburg geboren. Im selben Jahr fiel sein Vater an der Ostfront, und seine Mutter siedelte mit den zwei Söhnen nach Straubing um, wo sie Unterstützung durch Verwandte fanden. Dort besuchte er die Grundschule und die ersten Jahre des Gymnasiums. Nachdem die Familie nach Würzburg zurückgekehrt war, legte er im Juli 1960 sein Abitur am dortigen ”Alten Gymnasium” ab. Es folgten das Studium der Mathematik und Physik an der Universität Würzburg von 1960 bis 1966, unterstützt durch ein Bayerisches Staatsstipendium für besonders Begabte. Im Herbst 1966 legte er die wissenschaftliche Prüfung für das Lehramt an den Gymnasien in Mathematik und Physik (1. Staatsexamen) ab und war dann bis 1969 Verwalter einer wissenschaftlichen Assistentenstelle in Würzburg, bis er, als Assistent seines wissenschaftlichen Betreuers Professor Artur Bergmann, mit diesem an die Universität Düsseldorf kam, wo er im Dezember 1970 mit einer Arbeit ”Über Kompositionsalgebren beliebigen Ranges” promovierte. Für ein Jahr ging er von 1971 bis 1972 zurück an die Schule als Studienreferendar am Wirsberg- und am Röntgen-Gymnasium in Würzburg, um dort Ende 1971 die Pädagogische Prüfung für das Lehramt an Gymnasien (2. Staatsexamen) abzulegen.

Zurück in Düsseldorf setzte er seine Arbeit am Mathematischen Institut als wissenschaftlicher Assistent, dann als Akademischer Rat (1973) und Akademischer Oberrat (1974) fort. Im Dezember 1973 heiratete er Margit Brandstetter, aus der Ehe gingen drei Kinder, Martin, Anna und Christina, hervor.

Im August 1976 wurde Herr Baumgartner zum Studienprofessor ernannt, und als solcher hat er bis zu seiner Pensionierung 2006 das Institut tatkräftig und mit großem Einsatz unterstützt.

Sein durch die Promotion gewecktes Interesse an der Algebrentheorie musste da etwas zurückstehen. Geprägt durch seine Erfahrungen im Schuldienst und sein Interesse an der Didaktik hat er sich stark in die Lehrer-Ausbildung und -Fortbildung eingebracht und den 1975 eingerichteten Lehrstuhl für Mathematikdidaktik und Mathematik mitgestaltet. Mit der Eingliederung der Pädagogischen Hochschule Neuss in die Universität Düsseldorf (1980) kamen weitere Aufgaben hinzu. Diese Umstrukturierung brachte Professor Karl Schick an unser Institut, der sich unter anderem mit dem Einsatz von Computern in der Schule beschäftigte, ein Gebiet, das auch bei Herrn Baumgartner auf großes Interesse stieß. Das Engagement für die Fachdidaktik rückte etwas in den Hintergrund, als in den achtziger Jahren die Lehrerausbildung an der Universität Düsseldorf eingestellt wurde, es wurde hauptsächlich auf die Lehrerfortbildung eingeschränkt. Dagegen wurde das Drängen nach Informatik zur neuen Herausforderung an das Mathematische Institut, und Herr Baumgartner brachte sich voll in die neuen Aufgaben ein. Lassen wir dazu Professor Volker Aurich, den ersten Informatiker an unserem Institut, selbst zu Worte kommen:

”Herr Baumgartner war mir ein wichtiger Kollege. Mit meiner Berufung an die Universität Düsseldorf im Herbst 1988 sollte das Nebenfach Informatik in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät aufgebaut werden. Dafür hatte Herr Baumgartner bereits einige Vorarbeit geleistet. So hatte er, zusammen mit dem Kollegen Thomas Thode, einführende Vorlesungen in Informatik gehalten, auf welche ich dann im WS 1988/89 in der Informatik 3 aufbauen konnte. Dies erlaubte es, das Nebenfach rasch im Vordiplom und Diplom anzubieten. Auch den weiteren Aufbau des Studiengangs hat Herr Baumgartner stets mit Rat und Tat unterstützt; er war mir eine große Hilfe. Besonders schätzte ich seine überlegte und freundliche Art. Ich denke in Dankbarkeit an die langen Jahre der Zusammenarbeit mit ihm zurück.”

Im Ruhestand konnte Herr Baumgartner noch seine wissenschaftlichen und didaktischen Interessen und Erfahrungen, in Zusammenarbeit mit Herrn Bergmann, in dem Buch ”Affine Ebenen” (2013) einbringen, eine Darstellung der Wechselbeziehung von Teilen der Algebra und Geometrie, die insbesondere Lehrern und Schülern die Schönheit der Grundlagen der Geometrie nahebringen soll.

Mit dem Ableben von Herrn Baumgartner verliert das Institut einen einsatzbereiten, freundlich zugewandten Kollegen und engagierten Hochschullehrer. Seine Kollegen vermissen ihn und wahren sein Andenken in Ehren.

Kai Köhler, Otto Kerner, Robert Wisbauer

 

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